Den Border Collie verstehen
Um das Wesen und den Charakter des Border Collies zu verstehen ist es für zukünftige Besitzer enorm wichtig, sich mit der ursprünglichen Aufgabe (Siehe Geschichte und Ursprung) des Hundes auseinanderzusetzen und vertraut zu machen: dem Schafehüten.
Denn als Hütehund hatte der Border Collie gewisse Pflichten zu erfüllen und durch gezielte Zucht wurden speziell erwünschte Eigenschaften bei dieser Hunderasse perfektioniert.
Steckbrief Border Collie


Kurzer FCI-Rassestandard des Border Collies

FCI-Standard Nr. 297
Gruppe 1: Hütehunde und Treibhunde (ohne Schweizer Sennenhunde)
Sektion 1: Schäferhunde (mit Arbeitsprüfung)
Der Border Collie ist meist etwas länger als hoch, hat einen breiten Schädel und ausgeprägten Stop.
Sein Scherengebiss ist vollständig und sowohl Augen als auch Ohren stehen weit auseinander. Seine Brust ist tief und der Körper muskulös und athletisch.
Der Gang des Border Collies ist fließend und ausdauernd. Dabei hebt der Hund die Pfoten so wenig wie möglich beim Laufen, was Energie spart und beim Anschleichen hilft.
Es gibt zwei Haarvarianten: mäßig lang und Kurzhaar, wobei beide dichtes Deckhaar und weiche Unterwolle aufweisen, die dem Border Collie Schutz vor jeglicher Witterung bieten.
Die Farbschläge sind vielfältig, allerdings darf weiß nie vorherrschend sein. Solche Hunde werden von der Zucht ausgeschlossen.
Wie schwer wird ein Border Collie?
Der Border Collie zählt zu den mittelgroßen Hunden. Hündinnen sind oftmals ein wenig leichter gebaut als die männlichen Rassevertreter. Rüden bringen etwa 14-20 kg auf die Waage, Hündinnen hingegen 12-19 kg. Das Gewicht sollte zur Größe passen. Ein kleiner Border Collie mit 20 kg kann durchaus schon zu viel auf den Rippen haben.
Wie groß wird ein Border Collie?
Das Stockmaß von Rüde und Hündinnen unterscheidet sich nur wenig. Die weiblichen Border Collies haben ein Schultermaß von 46-53 cm. Rüden können etwas größer werden. Hier liegt der Durchschnitt bei etwa 48-56 cm.
Wie lange lebt ein Border Collie?
Die Lebenserwartung liegt bei 10-17 Jahren. Während genetische Faktoren nicht beeinflusst werden können, kann ein Besitzer dennoch viele Eckpfeiler eines gesunden Border Collie Lebens positiv beeinflussen und seinem Vierbeiner ein schönes und artgerechtes Dasein bescheren.
Wer seinen Border Collie also ausreichend und sinnvoll beschäftigt, für eine gesunde Ernährung sorgt und eine gute tiermedizinische Versorgung, der trägt viel zu einer langen Lebensspanne bei.
Trotzdem können rassetypische Krankheiten natürlich die Lebenserwartung herabsetzen, ebenso wie eine falsche oder unzureichende Haltung.
Beschäftigen ja, überfordern nein!
Wer einen Border Collie kaufen möchte wird oft auf den Hinweis stoßen, den Hund unbedingt auszulasten und ihm eine Beschäftigung zu bieten. Dies ist korrekt und sehr wichtig, wenn es um die Haltung dieser Hunderasse geht.

Allerdings muss der Border Collie bei Weitem nicht non-stop beschäftigt werden. Im Gegenteil. Diese Rasse ist so sehr auf Gehorsam und Arbeit ausgelegt, dass der Hund unermüdlich weiterarbeitet, selbst wenn er erschöpft und bereits am Ende seiner Kräfte ist.
Wer seinen Hund also permanent fordert und körperlich auslastet, kann seinen Vierbeiner ohne es zu wollen sogar überlasten. Denn oft denken viele Besitzer, dass der Hund immer noch mit Spaß bei der Sache ist, wenn er beispielsweise wieder und wieder das Stöckchen holt, obwohl er eigentlich todmüde ist.
Wenn Du Dir die Aufgabe des Border Collies innerhalb der Herde vor Augen führst, wird allerdings schnell klar, dass dieser Hund eben nicht kontinuierlich arbeitet, sondern viele Ruhepausen dazuwischen hat, in denen er zwar aufmerksam sein muss, aber nicht ständig in Bewegung ist.
Erst auf Kommando des Schäfers wird der Border Collie aktiv oder wenn ein Schaf sich zu weit von seiner Herde entfernt.
Aufmerksam und reaktionsschnell
Wer ein Profi beim Schafehüten ist, muss ständig die Herde im Blick haben und blitzschnell reagieren, wenn seine Schützlinge auf Abwege geraten.
Demnach ist der Border Collie ein Hund von enormer Intelligenz und mit einer hohen Aufmerksamkeitsspanne, der auch ohne Zuruf des Schäfers manchmal eigenständig entscheiden und handeln muss.

Dies kann im Alltag zum Problem werden, wenn der Hund auch auf andere sich schnell bewegende Reize reagiert, ohne dem Besitzer viel Zeit zu lassen sich auf diese Situation einzustellen.
So kann der Border Collie hinter spielenden Kindern herlaufen und versuchen diese zusammenzutreiben, oder er hetzt hinter Radfahrern, Joggern oder gar Autos her.
Solche Situationen, wenn sie vom Halter nicht gehandhabt werden können, machen den Hund unter Umständen zu einer Gefahr für sich selbst und für andere.
Jäger mit Durchsetzungsvermögen

Wer einen Border Collie beim Zusammentreiben einer Herde beobachtet wird schnell feststellen, dass sich sein Verhalten vom eigentlichen Jagdverhalten eines Hundes oder auch Wolfes kaum unterscheidet.
Der Border Collie schleicht sich möglichst unauffällig und in großem Bogen an und hetzt die Schafe in die gewünschte Richtung. Was fehlt, ist allerdings das Ergreifen und Töten der “Beute”, da dieses Verhalten natürlich bei der Hüteaufgabe nicht erwünscht ist.
Dass ein Schaf aber durchaus auch mal trotzig sein kann, vielleicht seinen Nachwuchs beschützt und sich dementsprechend dem Border Collie wiedersetzt, steht außer Frage. Darum braucht der Hund ein gewisses Durchsetzungsvermögen und eine Portion Unerschrockenheit, wenn er die Oberhand in der Herde behalten will.
Zur Not setzt der Border Collie dazu sogar die Zähne ein. Dies sollte bei der Haltung bedacht werden, denn selbst wenn der Hund sonst sehr freundlich und auf seine Menschen bezogen ist, kann er nach eigenem Ermessen durchaus seine Zähne einsetzen, wenn er dies in bestimmten Situationen für angebracht hält.
Natürlich werden Züchter normalerweise Hunde mit solch einem Verhalten von der Weiterzucht ausschließen, aber einige Triebe und Instinkte sitzen einfach zu tief.
Border Collie: Schnelle Auffassungsgabe
Richtig ist, dass der Border Collie sehr schnell lernt. Dabei verinnerlicht er jedoch nicht nur sehr rasch die gewünschten Eigenschaften und Befehle, sondern kann durchaus auch schnell Unarten entwickeln, wenn die Erziehung nicht konsequent genug ist und der Halter Fehlverhalten mehrfach durchgehen lässt.
Hat der Border Collie also Erfolg mit einer Verhaltensweise (z.B. an der Leine ziehen), wird es sehr schwer werden, ihm diese wieder abzutrainieren.
Es erfordert viel Hundekenntnis, Geduld, Fingerspitzengefühl und Erfahrung, einen Border Collie zu erziehen. Eine Hundeschule, welche sich speziell mit dieser Hütehunderasse auskennt, ist ein guter Partner in Erziehungsfragen und unterstützt Dich bei der Ausbildung des Border Collies.

Ruhephasen sind wichtig
Viele Border Collie – Besitzer behaupten, das Kommando “Pause” sei das wichtigste in der Ausbildung überhaupt.
Dieser Rat ist durchaus angebracht, denn der Hund muss lernen abzuschalten und herunterzufahren, damit er nicht dauernd in Alarmbereitschaft ist, unermüdlich spielen oder beschäftigt werden will.
Ruhephasen sind gleichzeitig Erholungspausen für Körper und Geist und sollten unbedingt von Anfang an trainiert werden.
Zusammenfassung wichtiger Charakter- und Wesenseigenschaften:
- liebenswürdig
- gelehrig
- sensibel
- intelligent
- anhänglich
- aufmerksam
- gehorsam
- sportlich
- arbeitswillig
Ist der Border Collie als Familienhund geeignet?
Wie jede andere Hunderasse ist der Border Collie natürlich auch für Familien geeignet. Allerdings gehören zu einem harmonischen und friedlichen Zusammenleben eine gute Erziehung und konsequente Ausbildung des Hundes.
Vor der Anschaffung sollte man sich nämlich keinesfalls vom hübschen Äußeren des Border Collies blenden lassen, sondern verstehen, welche Herausforderungen ein Arbeits- bzw. Hütehund mit sich bringt.
Kann die Familie genügend Zeit in den Hund investieren und seinen Bedürfnissen gerecht werden, steht einer tollen und lebenslangen Partnerschaft sicherlich nichts im Wege.
Bei Kindern solltest Du jedoch Vorsichtsmaßnahmen treffen, die allerdings überwiegend auch für andere Rassen gelten:
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Ist der Border Collie als Familienhund geeignet? Ja, mit der richtigen Erziehung des Hundes UND der Kinder ist der Border Collie auch ein toller Familienhund! Der Border Collie ist zwar freundlich gegenüber Menschen, aber dennoch ein Tier und durch seine ursprüngliche Aufgabe als Hütehund, kann er auch versuchen die Sprösslinge des Hauses zu hüten. Lass ihn darum mit kleinen Kindern nicht alleine und erlaube das Spielen mit dem Hund nur unter Aufsicht und Anleitung.
- Erläutere Deinen Kindern den korrekten und verantwortungsvollen Umgang mit einem Hund und was sie beachten sollten. Respekt gegenüber dem Vierbeiner ist unbedingt nötig und Verhaltensweisen wie den Border Collie am Schwanz ziehen oder ihn in seinen Ruhepausen stören sollten tunlichst vermieden werden.
- Auch beim Zusammenleben mit Kindern ist eine Erziehung des Hundes das A und O. Er muss alle Familienmitglieder als ranghöher einstufen und darf kein aggressives oder dominantes Verhalten zeigen.
Verschiedene Schwerpunkte bei der Zucht
Mittlerweile haben sich zwei verschiedene Schwerpunkte bei der Zucht gebildet: Die eigentliche Zucht zum Arbeitshund und die Schönheitszucht, die weniger wert auf das Hüteverhalten legt, dafür allerdings verstärkt Augenmerk auf das äußere Erscheinungsbild legt.
Bei dieser Schönheits- oder Showzucht wird oftmals explizit darauf hingewiesen, dass sich Tiere dieser Linie gut oder zumindest besser als Familienhunde eignen. Frage beim Züchter darum immer genau nach, welchen Schwerpunkt er bei seinen Tieren legt und erkundige Dich ausgiebig über Elterntiere und weitere Ahnen.
Glaube allerdings nicht, dass ein ausgeprägtes Hüteverhalten wie beim Border Collie nach wenigen Generationen Zucht ausgelöscht werden kann und Du auf jeden Fall einen reinen Familien- und Begleithund erhalten wirst. So einfach ist es nicht. Dies wird in den meisten Fällen nicht der Fall sein.
Gibt es Unterschiede zwischen dem Border Collie Rüde und Hündin?
Von der Läufigkeit einmal abgesehen, gibt es kaum bis gar keine Unterschiede im Wesen und Charakter zwischen Rüden und Hündinnen. Gewisse Charaktereigenschaften sind nicht geschlechtsspezifisch, selbst wenn dies gern behauptet wird.
So gibt es zum Beispiel Hündinnen, die wie ihre männlichen Artgenossen überall schnüffeln und sogar markieren während des Spazierganges. Und entgegen der allgemeinen Meinung können die Damen außerdem auch aggressiv oder dominant gegenüber anderen Hunden sein.
Auf der anderen Seite findest Du hingegen Rüden, die leicht zu erziehen und anhänglich sind. Eigenschaften, die eher den Damen der Hundewelt zugesprochen werden.
Darum empfehlen Züchter häufig, sich nicht auf ein spezielles Geschlecht zu versteifen, sondern den passenden Welpen auszuwählen und erst hinterher “drunter” zu gucken, um zu erfahren, wen man denn nun mit nach Hause nimmt.
Denn der eigentliche Grundcharakter und die spätere Wesensfestigkeit können durch Ausbildung und Erziehung entscheidend vom Halter beeinflusst werden. Zum Guten, wie auch zum Schlechten versteht sich.
Bei der Läufigkeit, die beim Border Collie in der Regel 1-2 mal im Jahr auftritt gibt es allerdings schon wesentliche Unterschiede. Während die Rüden bei Anwesenheit einer läufigen Hündin oft regelrecht verliebt sind, die Futteraufnahme verweigern oder nachts herzzerreißend jaulen, sind die Hündinnen eher anhänglich, ziehen sich ein wenig zurück, gehorchen auf einmal nicht mehr so gut oder bemuttern plötzlich Gegenstände.
Natürlich gilt es auch zu beachten, dass die Hundedame in der Zeit der Läufigkeit Blut verliert, Du entsprechende Pflegemaßnahmen im Haushalt ergreifen musst und unterwegs ein Auge auf mögliche Verehrer hast.
Vorurteile beim Border Collie
Voruteil Border Collie: Der Border Collie braucht rund um die Uhr Beschäftigung
Als Hütehund hilft ein Border Collie dem Schäfer und muss stets konzentriert mitarbeiten. Sind die Schafe im Stall, hat der Hund jedoch seine Ruhe und ist in diesen Zeiten arbeitslos. Dies kann auch über mehrere Tage der Fall sein. An diesem Beispiel sehen wir sehr deutlich, dass ein Border Collie zwar Beschäftigung und Denkaufgaben braucht, aber eben nicht permanent. Du tust Deinem Hund nämlich nichts Gutes, wenn Du ihn andauernd körperlich auslastest, denn er wird Dir in den seltensten Fällen zeigen, wann seine Grenzen erreicht sind.
Wichtig ist es dem kleinen Kraftpaket Ruhepausen zu gönnen und das Kommando “Pause” früh einzuüben. Ein Border Collie würde eher tot umkippen, als von alleine von einer Aufgabe abzusehen und in sein Körbchen zu hüpfen.
Voruteil Border Collie: Der Border Collie ist kein Familienhund
Dieses Vorurteil stimmt nur bedingt und ist immer von der Erfahrenheit der Halter als auch der konsequenten Erziehung des Hundes abhängig. Auch der Border Collie eignet sich sehr wohl als Familienhund und kann für alle Mitglieder zum treuen Begleiter werden.
Da allerdings viele unerfahrene und neue Border Collie – Besitzer mit dieser Rasse schnell überfordert sind, klappt später auch ein harmonisches Zusammenleben mit der Familie nicht. Trotzdem ist eine Haltung von Profis (wie einem Schäfer) natürlich immer noch der Optimalfall.
Voruteil Border Collie: Der Border Collie ist kein Wohnungshund
Zugegeben, draußen im Garten oder im Hof fühlt sich ein Border Collie so richtig wohl. Allerdings bedeutet dies nicht, dass er zwingend in einem großen Haus oder auf einem Bauernhof gehalten werden muss.
Auch eine Wohnung kann ein schönes Zuhause für den Hund werden, wenn er genügend Beschäftigungsmöglichkeiten erhält und auch seine geistige Fitness nicht zu kurz kommt. Wie so oft ist es vom Besitzer abhängig, ob der Border Collie sich wohlfühlt und artgerecht gehalten wird oder nicht.
Voruteil Border Collie: Der Border Collie braucht eine Möglichkeit zum “Hüten”
Natürlich entspricht das Hüten seiner eigentlichen Bestimmung und es ist grandios, wenn er dieser nachgehen kann. Es gibt allerdings auch andere Möglichkeiten, seinen Hund geistig zu fördern und ihn vor immer neue Herausforderungen zu stellen. Beim Hundesport zum Beispiel oder bei der Rettungs- oder Therapiehundearbeit.
Der Border Collie als Therapiehund
Um Therapiehund zu werden, sind Grundgehorsam, Wesensfestigkeit, Freundlichkeit gegenüber Menschen und Artgenossen, Belastbarkeit und eine gute Bindung zum Hundeführer unerlässlich.
Außerdem ist eine gezielte Ausbildung im Vorfeld nötig, in der ein neuer Therapiehund im besten Falle auch von bereits etablierten und erfahrenen Artgenossen lernen kann. Aggressives Verhalten, Berührungsängste, Scheu gegenüber Fremden und Jagdtrieb haben bei einem Therapiehund hingegen nichts zu suchen.

Da es der Border Collie als Hütehund gewohnt ist eng mit seinem Menschen zusammenzuarbeiten, ist eine wichtige Voraussetzung bereits gegeben. Auch seine Klugheit und sein freundliches Wesen sind gute Bausteine, die während seiner Ausbildung gefestigt und erweitert werden können.
Wenn er das Training erfolgreich absolviert, kann er in diversen Einrichtungen eingesetzt werden und dort erheblich zum geistigen und körperlichen Wohlbefinden von Menschen beitragen.
Mögliche Einsatzorte sind beispielsweise:
- Krankenhäuser
- Seniorenheime
- Gefängnisse
- Behindertenheime
- Schulen / Kindergärten
- Reha-Kliniken
- Psychatrien
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